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Freitag, 29. November 2024

Kranke, verletzte und misshandelte Schweine: Tierquälerei bei sieben Westfleisch-Zuliefererbetrieben aufgedeckt – Videomaterial zeigt massive Gesetzesverstöße und Straftaten

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Coesfeld (ots) –

Dem Deutschen Tierschutzbüro liegt aus sieben Westfleisch-Zulieferbetrieben erschreckendes Video- und Fotomaterial vor. In allen dokumentierten Betrieben werden Schweine gequält, teilweise auch von den Mitarbeitenden misshandelt. Betroffen sind die Kreise Lippe, Höxter, Paderborn, Warendorf, Steinfurt, Borken (in NRW) und der Landkreis Hameln-Pyrmont (in Niedersachen). Bei Westfleisch handelt es sich um einen der größten Fleischproduzenten in Deutschland mit eigenen Schlachthöfen. Der Fleischkonzern beliefert alle bekannten Discounter und Supermarktketten.

Die Bildaufnahmen sind in den letzten Monaten entstanden und dem Deutschen Tierschutzbüro zugespielt worden. Sie zeigen in allen Mastbetrieben katastrophale Zustände und eklatante Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Auf dem Bildmaterial sind zum Teil schwerverletzte Tiere zu sehen, die ganz offensichtlich nicht tierärztlich behandelt werden -wie in dem Westfleisch-Zulieferbetrieb in Hessisch Oldendorf, Landkreis Hameln-Pyrmont. In dem Betrieb haben versteckte Kameras gefilmt, wie hilfsbedürftige Tiere einfach sich selbst überlassen wurden. Auch zeigen die Aufnahmen blutig gebissene Schwänze und Ohren. „Es ist regelrecht ein Horrorstall, die Tiere leiden massiv und der Betreiber kümmert sich einfach nicht um die Tiere“, kritisiert Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro. Dabei nimmt der Betrieb an der „Initiative Tierwohl“ teil und hat in den letzten Jahren rund 200.000 Euro EU-Subventionen für Umwelt- und Tierschutzverbesserungen erhalten. „Davon haben die Tiere nichts, sie leiden“, so Peifer. Einer der Hauptvorwürfe ist aber, dass die Schweine beim Abtransport zum Westfleisch-Schlachthof mit Elektroschockern regelrecht misshandelt werden. „Der massive Einsatz des E-Schockers ist aus guten Grund gesetzlich verboten, doch in diesem Betrieb gehört das offenbar zum Alltag“, so Peifer. Der Stallbetreiber ist Beisitzer des CDU-Stadtverbands Hessisch-Oldendorf und sollte sich mit den Gesetzen eigentlich auskennen.

Auch in dem Westfleisch-Zulieferbetrieb in Ibbenbüren, Kreis Steinfurt, ist der Elektroschocker bei der Verladung der Tiere ständig im Einsatz, teilweise sogar am Kopf der Tiere. „Es geht offenbar nur darum, dass die Schweine schneller auf den Westfleisch-Transporter getrieben werden, der Schutz der Tiere spielt dabei überhaupt keine Rolle“, sagt Peifer. Einige der Tiere haben blutige Striemen und Katzer auf der Haut oder blutig gebissene Ohren. In einer Bucht müssen die Schweine in ihrem eigenen Kot leben, es ist offenbar die Krankenbucht. „Die hygienischen Zustände sind miserabel, hier kann kein Tier gesund werden“, sagt Peifer. Auf den Videoaufnahmen ist auch zu sehen, wie ein Schwein im Betrieb geschlachtet wird. Das Fleisch wird dann vermutlich über die Supermarktkette K&K verkauft, zumindest weißt ein Schild am Stall darauf hin, oder über die eigene Facebook-Seite. Dort präsentiert sich der Betreiber als „Bauer um die Ecke“. Doch die Bauernhof-Idylle sucht man auf dem Hof vergeblich, die 4.000 Schweine werden in einer 150 Meter langen Mastanlage gehalten.

In einem Betrieb in Borgentreich im Kreis Höxter wurden bereits 2017 Verstöße gegen das Tierschutzgesetz festgestellt. Damals litten die Tiere an schmerzhaften Augenentzündungen, vermutlich hervorgerufen durch den Ammoniakgehalt in der Stallluft. Damals stellte diese Verstöße eine Tierrechtsorganisation sowie das zuständige Veterinäramt fest, doch bis heute hat sich daran wohl nichts geändert. Denn auch aktuelle Aufnahmen zeigen, dass die Tiere fünf Jahre später immer noch an den gleichen Problemen leiden. Auf dem Videomaterial ist das Ermittlerteam zu sehen, wie es zu seiner eigenen Sicherheit Handmessgeräte für den Gasgehalt trägt – der Alarm löst mehrfach aus. „Einige der Schweine können kaum noch sehen. Die Tiere leiden, doch eine tierärztliche Behandlung scheint nicht zu erfolgen“, so Peifer. Dabei sollte der Betreiber eigentlich fachkundig sein, schließlich ist er seit 1990 Westfleisch-Kooperationspartner für Schweine.

Auch ein Schweinemastbetrieb in Beckum, Kreis Warendorf liefert schon länger Schweine an Westfleisch. Die Videoaufnahmen aus dem Stall zeigen Tiere, die an offenen, eitrigen Wunden leiden. Manche Schweine können nicht mehr auftreten. „In einem Zwischengang befindet sich ein Schwein, das schwer verletzt ist und dringend tierärztliche Hilfe braucht. Es ist zwar separiert, allerdings ohne ausreichend Futter und Wasser“, kritisiert Peifer. Obwohl dies verboten ist, ist es dennoch Praxis in vielen Schweinemastbetrieben. Diese Zustände sind in dem Betrieb kein Einzelfall. So ist auf den Aufnahmen ein Schwein zu sehen, das nicht mehr aus eigener Kraft hochkommt. Es braucht dringend Hilfe, doch es wird einfach sich selbst überlassen. „In diesem Stall steht Tierquälerei an der Tagesordnung“, so Peifer. Es ist kaum zu glauben, aber dieser Betrieb ist von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen als Ausbildungsbetrieb anerkannt. Er hat außerdem sogar über 100.000 Euro Subventionen von der EU in den letzten Jahren erhalten u.a. für Tierschutzverbesserungen. Der Betreiber selbst demonstriert regelmäßig in Berlin gegen höhere Tierschutzstandards in der Tierhaltung. Zudem ist er aktives Mitglied der Vereinigung Land schafft Verbindung (LSV). Die Gruppierung setzt sich unter anderem gegen nächtliche Stallkontrollen ein. „Angesichts der Zustände verwundert das nicht“, so Peifer.

Auch die Bildaufnahmen aus den Westfleisch-Zulieferbetrieben in Kalletal (Kreis Lippe), Salzkotten (Kreis Paderborn) und Velen (Kreis Borken) sind nur schwer zu ertragen. Auch hier wurden verletzte, kranke und tote Tiere vorgefunden und dokumentiert. Dabei ist die Liste der Vorwürfe sehr lang und reicht über unbehandelte Nabelbrüche bis zum Abstellen vom Trinkwasser in Kastenständen (Käfigen), in denen Sauen gehalten wurden. „Die Ergebnisse der Undercover-Recherche sind wirklich sehr schockierend“, so Peifer.

In allen sieben Fällen wurde das zuständige Veterinäramt direkt informiert. Nach umfangreicher Sichtung des Videomaterials und juristischer Aufarbeitung wurde dann gegen alle Betriebe Strafanzeige bei der zuständigen Staatsanwaltschaft erstattet. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Behörden zuerst und schnell informiert werden, damit sie der Tierquälerei nachgehen können. Aus diesem Grund informieren wir die Öffentlichkeit erst jetzt“, sagt Peifer.

Westfleisch ist einer der größten Schweineschlachter in Deutschland und schlachtet pro Jahr etwa acht Millionen Schweine und macht damit einen Milliardenumsatz. Auf der Website wirbt die Firma mit Fleisch „direkt von Bauern“, Regionalität, hohen Tierschutzstandards und kurzen Transportwegen. Der Tierschutz steht angeblich im „Fokus“. „Die uns zugespielten Bilder zeigen auf, dass die Realität eine andere ist, es wurden schwere Verstöße gegen Gesetze und Straftaten dokumentiert“, so Peifer.

Das Deutsche Tierschutzbüro hat heute eine Kampagne gestartet, um die Zustände bei Westfleisch an die Öffentlichkeit zu bringen. Im Mittelpunkt steht dabei die Kritik zwischen „Schein & Sein“ – die vorgegaukelte heile Welt auf der Website vs. die Realität in den Ställen. Und so wird aus dem Werbeslogan „Westfleisch – direkt vom Bauern“ „Qualfleisch – direkt vom Bauern“.

Mit der aktuellen Kampagne gegen Westfleisch deckt das Deutsche Tierschutzbüro zum wiederholten Mal erschreckende Zustände in der Schweinemast auf. In den vergangenen Jahren hat die Tierrechtsorganisation bereits mehrfach dokumentiert, wie Tiere für Schlachtunternehmen wie Tönnies leiden. Auch in Schlachthöfen wurde grausame Tierquälerei dokumentiert. „Der beste Weg, den Tieren zu helfen, ist sie nicht mehr zu essen. Eine pflanzliche Ernährung, ohne Fleisch und andere tierische Produkte, ist heute so einfach wie nie“, so Peifer, der abschließend auf vegane Rezepte unter www.Twenty4VEGAN.de verweist.

Bildmaterial auf Anfrage.

Weitere Informationen: https://www.tierschutzbuero.de/westfleisch-skandal

Pressekontakt:

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