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Mittwoch, 30. Oktober 2024

Studie zum Strommarktdesign: Modell von Neon und LichtBlick verbindet Preissicherheit mit Flexibilität

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Hamburg (ots) –

– Kostenabsicherung minimiert finanzielle Risiken: Stabile Energiepreise für jährlich definierte Menge und stündliches Verbrauchsprofil
– Anreiz zur Lastverschiebung: Kund*innen profitieren von Verlagerung des Verbrauchs und erhalten für Einsparungen den aktuellen Börsenpreis
– EU-Strommarktreform konterkariert dezentrale Flexibilität durch Forderung nach Festpreisverträgen

Der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende liegt in der Flexibilität des Energieverbrauchs. Sowohl die Verschiebung der Nachfrage als auch das Einsparen von Energie in Zeiten der Knappheit sind entscheidend. Eine von der Berliner Beratungsfirma Neon Neue Energieökonomik gemeinsam mit LichtBlick durchgeführte Studie zeigt nun, wie ein neuer Tarif Preisanreize schafft und gleichzeitig Sicherheit bietet, um die Energiewende durch dezentrale Flexibilität voranzutreiben.

„In der aktuellen Strommarktdiskussion kommen marktliche Ideen viel zu kurz, dabei können auch sie Verbraucher*innen vor hohen Kosten schützen. Dafür braucht es keine Abschöpfung von Einnahmen, sondern vor allem eine rasche Digitalisierung und den flächendeckenden Einsatz von Smart Metern, um diese Lösungen schnell abbildbar zu machen“, sagt Markus Adam, General Counsel bei LichtBlick.

Lion Hirth von Neon ergänzt: „Mit der Studie zeigen wir, dass beides möglich ist: Transparenz bei der Stromrechnung und die Verknüpfung mit finanziellen Anreizen für intelligentes Laden von Elektroautos und anderen Flexibilitäten. Das würde den Fortschritt der Energiewende beschleunigen.“

Preissicherheit durch definiertes Volumen und stündliches Verbrauchsprofil

Vergleichbar mit Mobilfunktarifen, bei denen ein bestimmtes Datenvolumen festgelegt wird, definiert der dynamische Tarif mit Preisgarantie ein jährliches Energievolumen. Im Unterschied zum Mobilfunk ist hierbei jedoch der genaue Zeitpunkt des Verbrauchs von Bedeutung: Das Volumen wird auf einzelne Stunden aufgeteilt, so dass sich für jede Stunde der Vertragslaufzeit eine garantierte Strommenge ergibt.

Flexibilitätspotenziale nutzen und Stromkosten senken

Haushalte, die sich an den vereinbarten Stromverbrauch halten, zahlen genau den vereinbarten Preis – unabhängig von Preisschwankungen an der Börse. Damit sind sie für die vereinbarte Menge vollständig gegen Preisspitzen abgesichert. Bei Abweichungen zwischen tatsächlichem und vereinbartem Verbrauch werden die Mehr- oder Mindermengen zu aktuellen Spotpreisen abgerechnet bzw. erstattet. Der Anreiz für Einsparungen und Lastverschiebungen wird somit immer durch den Spotpreis bestimmt – unabhängig vom zuvor abgesicherten Profil.

Verkauf der eingesparten Energie zu Marktpreisen

Mit dem Modell können Haushalten nicht nur Preisspitzen umgehen, sondern auch finanziell profitieren. Werden beispielsweise beim Laden des Elektroautos die teuren Abendstunden vermieden, wird der Minderverbrauch gegenüber dem vordefinierten Profil mit dem vollen Spotpreis der entsprechenden Stunden vergütet (z.B. 30 ct/kWh). Wird das Auto dagegen während der sonnenreichen Mittagsstunden geladen, wird nur der deutlich niedrigere Preis dieser Stunden (z.B. 5 ct/kWh) fällig.

Dezentrale Flexibilität entscheidender Faktor für Energiewende

Die Langfristszenarien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zeigen, wie wichtig dezentrale Flexibilität für die Energiewende ist: Aktuell umfasst sie lediglich 25 Prozent der flexiblen Kraftwerksleistung, bis zum Ende dieses Jahrzehnts wird dieser Anteil voraussichtlich auf 350 Prozent steigen. Bis 2045 wird ein weiterer Anstieg auf 630 Prozent der Kraftwerksleistung erwartet. Die gesamte dezentrale Flexibilität übersteigt bei weitem nicht nur die verfügbare Kraftwerksleistung, sondern auch die installierte Leistung großtechnischer Flexibilitätsoptionen wie Elektrolyseure, Großbatterien und Power-to-Heat-Anlagen in Fernwärmenetzen.

Regulatorische Hemmnisse bremsen das Potential

Um die in der Studie skizzierten dynamischen Tarife mit Preisabsicherung einzuführen, sind an verschiedenen Stellen regulatorische Anpassungen sinnvoll:

1. Preisflexibilität und Eigenverantwortung statt Fixierung und staatliche Eingriffe

Die aktuelle EU-Strommarktreform setzt auf fixe Tarife und staatliche Interventionen in die Endkundenpreise, statt flexiblere Preismodelle und privatwirtschaftliche Absicherung zu fördern. Dieser Ansatz schränkt das volle Potenzial der Flexibilisierung ein und verringert den Anreiz für private Vorsorge.

2. Dynamische Tarife als Standard in der Grundversorgung

Eine zukünftige wettbewerbliche Grundversorgung könnte dynamische Tarife mit Preisabsicherung als Standard für flexible Anlagen wie Wärmepumpen und Elektroautos etablieren. Dies hätte zur Folge, dass mehr Geräte Anreize für preisoptimiertes Laden und Heizen bieten, was den Einsatz dieser Technologien fördern würde.

3. Kopplung von Förderungen und Tarifen

Eine vielversprechende Idee wäre die Kopplung von Förderprämien für Ladepunkte und Wärmepumpen an die Nutzung von Tarifen mit Preisabsicherung. Diese Maßnahme könnte eine verbesserte Reaktion auf Knappheit fördern und damit insgesamt zu einer optimierten Energieversorgung beitragen.

4. Erlaubnis längerer Vertragslaufzeiten

Um eine langfristige Absicherung der Stromkosten zu gewährleisten, sollten Vertragslaufzeiten von 2 bis 5 Jahren ermöglicht werden. Eine Vertragslaufzeit von nur ein oder zwei Jahren kann zwar einen wirksamen Schutz gegen kurzfristige Preissprünge, wie z.B. bei Dunkelflaute, bieten, jedoch nur einen begrenzten Schutz gegen größere Energiepreiskrisen, wie in den Jahren 2021/22.

5. Förderung von PPAs und langfristigem Risikomanagement

Die EU-Strommarktreform setzt den Schwerpunkt auf langfristige Verträge (Power Purchase Agreements – PPAs) und verpflichtet Energieversorger zu langfristigem Risikomanagement (Hedging). Allerdings können Energieversorger auf der Einkaufsseite nur dann langfristige PPAs abschließen, wenn sie auch auf der Verkaufsseite langfristige Verträge mit Endkunden abschließen dürfen. Dieser Ansatz könnte den Ausbau erneuerbarer Energien fördern und insgesamt zu mehr Stabilität im Strommarkt führen.

Unabhängig von möglichen regulatorischen Anpassungen treibt LichtBlick die Weiterentwicklung dynamischer Tarife voran. Im B2B Bereich gibt es bereits Produkte, die eine jährliche Strommenge absichern und Börsenstrompreise zur Abrechnung nutzen. Zudem erlaubt der rechtliche Rahmen hier Vertragslaufzeiten von bis zu fünf Jahren.

Die praktischen Erkenntnisse und Konzepte aus der durchgeführten Studie werden in den kommenden Monaten ausgebaut, um Verbraucherschutz und Flexibilität für alle Endkund*innen zu gewährleisten.

Mehr zur Studie und den Ergebnissen sowie hochauflösendes Bildmaterial hier (https://www.lichtblick.de/presse/studie-zum-strommarktdesign-modell-von-neon-und-lichtblick).

Pressekontakt:
Anja Fricke, Lead Communication
Tel. +49 40 63601159, anja.fricke@lichtblick.de
LichtBlick SE, Klostertor 1, 20097 Hamburg
Original-Content von: LichtBlick SE, übermittelt durch news aktuell
Quelle: ots

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