Leipzig (ots) –
Am 9. Oktober 2019, am jüdischen Hohen Feiertag Jom Kippur, veränderte der antisemitische Anschlag auf die Synagoge in Halle das Leben vieler Betroffener. Nicht nur die versammelten Gemeindemitglieder in der Synagoge, auch Passanten und zufällig Beteiligte leben bis heute mit den Folgen. Zwei Menschen starben, unzählige wurden traumatisiert. Die MDR-Doku „Der Anschlag – Terror in Halle und Wiedersdorf“, hergestellt von 42film aus Halle im Auftrag des MDR, ist am 8. Oktober um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen zu sehen.
Der 9. Oktober 2019 beginnt als ruhiger Mittwoch. Es sind Herbstferien in Sachsen-Anhalt. Die jüdische Gemeinde empfängt an diesem Tag Gäste aus Berlin. 52 Menschen feiern gemeinsam in der Synagoge in Halle Jom Kippur, den höchsten jüdischen Feiertag.
12.01 Uhr werden sie dann von lauten Knallgeräusche aus dem Gebet gerissen. Es bricht Panik aus, die Gemeindemitglieder verbarrikadieren sich in der Synagoge. „Es war ja für uns nicht klar, wo dieser Täter ist, wie viele das sind. Wir waren blind bis auf diesen Überwachungsbildschirm“, sagt Christina Feist, eine der Gäste in der Synagoge. Auch Max Privorozki, Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde Halle, erinnert sich an das Geschehene: „Man kann das vergleichen mit dem Auge eines Hurrikans. Wir sehen: Draußen sind Polizisten. Wir hoffen, dass alles okay ist. Aber draußen passiert etwas Furchtbares und wir wissen nicht ganz genau, was.“ Später rekapituliert Dr. Ezra Waxman: „Halle war für mich eine Art ‚Schlag ins Gesicht‘ – dass Antisemitismus ein großer Teil der jüdischen Erfahrung ist und dass ich ihm nicht ausweichen kann.“
Getrieben von diesem Antisemitismus und Rassismus will ein junger Mann aus einem Dorf in Sachsen-Anhalt Jüdinnen und Juden töten. Inspiriert durch das Blutbad, das nur wenige Monate zuvor ein Rechtsterrorist im neuseeländischen Christchurch anrichtete, will auch er ein Massaker anrichten.
Doch die Tür zur Synagoge hält seinen Schüssen stand. Aber der Täter ermordet auf der Straße die zufällig vorbeikommende Passantin Jana L. Im nahe gelegenen Imbiss „Kiez Döner“ greift er anschließend Gäste und Mitarbeiter an. Conrad Rössler erlebt diese Situation direkt vor Ort: „Da kommst du nicht mehr lebend raus. Das hat sich angefühlt wie eine Panikattacke. Und ich dachte mir: ‚Na ja, schreibst du nochmal der Familie im Familienchat, dass ich sie doch alle liebe.‘“ Conrad hat Glück, anders als der erst 20-jährige Malergehilfe Kevin S., der im „Kiez-Döner“ erschossen wird. Insgesamt verlieren bei dem Terroranschlag zwei Menschen ihr Leben, zwei weitere werden schwer verletzt.
Der Film „Der Anschlag – Terror in Halle und Wiedersdorf“ zeichnet minutiös den 9. Oktober 2019 aus der Perspektive der Betroffenen nach – als multiperspektivische Erzählung der Überlebenden aus der Synagoge, dem „Kiez-Döner“ und aus Wiedersdorf, die im Zusammenspiel mit Augenzeugenberichten und Akteuren der Stadt Halle hier zum ersten Mal erzählt wird.
Der Film ist eine Produktion von 42film aus Halle im Auftrag des MDR.
Am Dienstag, dem 8. Oktober, um 17.30 Uhr (Einlass ab 16.30 Uhr) lädt der MDR zu einer Preview mit Publikumsdialog ein – in das Puschkinhaus, Kardial-Albrecht-Straße 6, 06108 Halle (Saale).
Wenn Sie als Medienvertreter Interesse haben daran teilzunehmen, melden Sie sich bitte hier (https://www.mdrevents.de/preview-anschlag-halle-medien) an.
In ARD Mediathek ist bereits die dazugehörige Serie „ARD Crime Time: Der Anschlag von Halle“ abrufbar (https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/trailer-der-anschlag-terror-in-halle-und-wiedersdorf/mdr-fernsehen/Y3JpZDovL21kci5kZS9iZWl0cmFnL2Ntcy9lM2ZlYzA3Ni0yOTg1LTQ0ZTMtYWRhNS1lMmNjMGMyZjQ4NGE).
Gedenkveranstaltung am 9. Oktober im Livestream auf MDR.de sowie auf DAB+
Am 9. Oktober wird in Halle in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit mehreren Veranstaltungen an den Anschlag erinnert. Der MDR berichtet ausführlich u.a. vom Gedenken am Anschlagsort und in der Synagoge. Der um 17.00 Uhr in der Ulrichskirche beginnende Gedenkakt der Stadt Halle, bei dem auch ein Augenzeuge sowie eine in der Synagoge Betroffene zu Wort kommen werden, wird im Video-Livestream auf MDR.de übertragen. Außerdem wird die Veranstaltung, bei der neben dem Bundespräsidenten auch Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff sowie der amtierende Oberbürgermeister von Halle, Egbert Geier, sprechen werden, im Radio auf dem DAB+-Kanal „MDR SACHSEN-ANHALT extra“ zu hören sein.
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Quelle: ots