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Freitag, 29. November 2024

Usbekistan als neue Benchmark für Investoren, die nach alternativen Märkten suchen

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Berlin (ots) –

Der Krieg in der Ukraine und die gegen Russland verhängten Sanktionen gefährden viele milliardenschwere Projekte und Lieferketten und verunsichern Unternehmen, Banken und Investoren in der ganzen Welt. Die meisten Investoren haben den russischen Markt bereits verlassen oder bereiten ihren endgültigen Rückzug vor. In diesem Krisenumfeld richten viele Investoren ihren Blick auf einige Länder der ehemaligen Sowjetunion – an erster Stelle auf Usbekistan.

Usbekistan steht bereit. Das zentralasiatische Land wirbt für sich als attraktiven Wirtschaftsstandort. Mit Erfolg: Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, sieht in Usbekistan „gigantisches Potenzial“.

Nicht nur die außenpolitischen Konflikte in der Nachbarschaft, sondern auch die innenpolitischen Reformbemühungen im Land selbst machen Usbekistan für Investoren interessant. „Der neuen usbekischen Führung ist es in kurzer Zeit gelungen, ein sehr ehrgeiziges und interessantes Programm von Wirtschaftsreformen umzusetzen. Das wichtigste Ergebnis ist meines Erachtens die Öffnung der usbekischen Wirtschaft für die Marktentwicklung“, betont Harms.

Der Machtantritt von Shavkat Mirziyoyev als Präsident von Usbekistan im Jahr 2016 markiert die politische Öffnung des Landes und eine bedeutende Liberalisierung und Modernisierung des politischen und wirtschaftlichen Lebens. Mit einer Reihe von gründlichen und ehrgeizigen Reformen in Wirtschaft und Politik bringt Mirziyoyev sein Land spürbar nach vorne. In den Jahren seiner Amtszeit hat sich das Volumen der jährlichen ausländischen Direktinvestitionen verdreifacht.

So nehmen westliche, vor allem europäische Investitionen an Fahrt auf. Ausländischen Firmen wird mit günstigen Grundstücksvergaben, Steuerfreiheiten und niedrigen Zöllen sowie kompetenten Ansprechpartnern in den Ministerien vieles erleichtert.

Die mehr als 35 Millionen Einwohner mit einem Durchschnittsalter von nur 28,5 Jahren und einer entsprechend großen Kapazität an Arbeitskräften stellen einen interessanten Markt dar. Dazu kommt der immense Rohstoffreichtum des Landes. Usbekistan bietet sehr günstige natürliche und geografische Bedingungen und verfügt über große Reserven an Bodenschätzen wie Erdgas, Uran, Gold, Kupfer und vielen anderen. Das Land gehört zu den Top Ten mit den größten Ressourcen: Gold (Platz 5), Uran (Platz 12), Kupfer (Platz 8) oder Kalisalze (Platz 4). Erst vor kurzem wurden auch Seltene Metalle gefunden, Lithium, Zinn, Wolfram. Bislang wurden jedoch nur 20 Prozent des usbekischen Territoriums mit Mineralienvorkommen erkundet, was ein gigantisches Potenzial vermuten lässt. Der Energie- und Bergbausektor sowie die geologische Industrie gehören folglich zu den vielversprechenden Sektoren für internationale Investoren.

Die Zahl der deutschen Unternehmen, die in dem Land investieren oder sich an Joint ventures beteiligen, steigt kontinuierlich. Im vergangenen Jahr waren bereits über 200 deutsche Unternehmen in Usbekistan aktiv.

Vor allem beim Kupferabbau und in der Kupferproduktion tut sich viel. Usbekistan rief voriges Jahr ein Wissenschafts- und Technologiecluster für die Herstellung von Kupferprodukten und Fertigerzeugnissen mit hoher Wertschöpfung in verwandten Branchen ins Leben. Der Cluster wird auf der Grundlage des Bergbau- und Hüttenwerkes Almalyk (AGMK) realisiert. AGMK ist ein Produktionskomplex, der Tagebaue, Hütten- und Zementwerke sowie eine umfangreiche Bergbau- und Verarbeitungsinfrastruktur umfasst. Es ist eines der größten Industrieunternehmen Usbekistans, fördert 90 Prozent der Silber- und 20 Prozent der Goldvorkommen des Landes und ist der einzige Kupferproduzent Usbekistans.

AGMK beabsichtigt, die Kupferproduktion zu steigern und eigene Maschinen und Werkzeugmaschinen herzustellen, und hat ein milliardenschweres Programm zur langfristigen Modernisierung des Unternehmens gestartet. Es sieht die Einführung der besten internationalen Techniken in der Gewinnung und Verarbeitung von Edelmetallen vor. Nach Expertenschätzungen wird die weltweite Nachfrage nach Kupfer bis 2030 um 40 Prozent steigen. Dafür ist der Trend zur Green Economy verantwortlich. Die alternativen Energiequellen und die Produktion von Elektroautos und Elektrobussen benötigen Kupfer.

Das usbekische Konzept sieht vor, die Kupferproduktion bis 2030 auf 515.000 Tonnen zu steigern. Noch wird der Großteil des geförderten Metalls exportiert und als Rohstoff verkauft. Usbekistan ist deswegen bestrebt, die einheimische Kupferverarbeitung und Wertschöpfung auf mindestens 80 Prozent zu steigern. Die Entwicklung des Clusters wird die Kupferindustrie auf ein höheres technologisches Niveau bringen.

Usbekistan benötigt ausländische Investitionen, um seine ehrgeizigen Bergbauziele zu erreichen, und fördert sie entsprechend. Auf Empfehlung der Boston Consulting Group (BCG), der Weltbank und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wurden die Lizenzgebühren, d.h. die Steuern für die Nutzung des Untergrunds für Basismetalle, einschließlich Kupfer, von 15 auf 7 Prozent gesenkt.

Usbekistan arbeitet mit der BCG zusammen, um eine Strategie zur Erschließung von Bodenschätzen zu entwickeln, die ausländischen Investitionen zu beschleunigen und ein Portfolio von Projekten zu erweitern. Dafür wurden Kriterien und Anforderungen für Investoren entwickelt und ein gezielter Investitionsprozess mit einem Aktionsplan für Folgemaßnahmen eingeleitet.

Auch die Bedingungen der Zusammenarbeit mit Investoren wurden optimiert. Beispielsweise sieht eine Form der Zusammenarbeit auf der Grundlage eines Lizenzvertrags vor, die Projektleitung zu 100 Prozent dem Investor auf der Basis eines unternehmerischen Risikos zu übertragen. Der Staat profitiert von Steuern und indirekten Einnahmen. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Reformen Bonuszahlungen für Explorations- und Produktionslizenzen, Grundsteuern, Zölle und Abgaben auf vorübergehende Einfuhren abgeschafft.

Ein System für die Erteilung von Explorationslizenzen nach dem Windhundverfahren, ein Mechanismus für die Vergabe von Rechten, der freie Zugang zu geologischen Informationen und die Digitalisierung von Daten wurde eingeführt. Seit November 2020 werden auf der Plattform E-Auksion Gold, Uran, Silber, Kupfer, seltene Metalle und andere Metalle versteigert.

Außerdem wurde mit einem Erlass der usbekischen Regierung vom 25. März 2022 ein transparentes Verfahren für die Vergabe von Explorations- und Bergbaulizenzen auf der Grundlage öffentlicher Versteigerungen genehmigt.

Die neue Regierung zieht damit mehr ausländische Investitionen an. Das gesamte Maßnahmenpaket führte bereits zum Wachstum der Investitionen im Bergbausektor. In Usbekistan werden geologische Explorationsprojekte im Wert von mehr als 950 Millionen US-Dollar mit großen Bergbauunternehmen wie Orano Mining (Frankreich), B2 Gold (Kanada), Eczacibasi (Türkei), Lidya, Calik Holding (Türkei), dem Turkish Geological Survey, den japanischen Unternehmen JOGMEC, ITOCHU und anderen durchgeführt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um strategische Mineralien wie Gold, Kupfer und Uran.

Auch eine Zusammenarbeit mit deutschen Partnern zeichnet sich ab. Anfang April besuchte eine hochrangige Delegation eines der größten deutschen Kupferproduzenten Usbekistan und führte Gespräche über eine Kooperation. Kürzlich kamen auch Experten der Bergbauakademie TU Freiberg in die usbekische Stadt Almalyk, um mit ihren usbekischen Kollegen Möglichkeiten der Zusammenarbeit bei der Aus- und Weiterbildung usbekischer Fachkräfte zu besprechen. Bald werden usbekische Studenten in Freiberg erwartet, und in Zukunft könnten gemeinsame Ausbildungsprogramme in Almalyk selbst stattfinden.

Die Entwicklung im usbekischen Bergbausektor und in der Mineralienverarbeitung dürfte für deutsche Unternehmen von großem Interesse sein. Die hier geplanten Großprojekte erfordern umfangreiche Lieferungen von verschiedensten Anlagen, modernen Technologien, Systemen für Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Energieversorgung. Auch Consulting deutscher Experten wird gebraucht. Im Gegenzug könnten deutsche Hersteller Usbekistan als vielversprechenden Lieferanten für viele Arten von Rohstoffen und Halbfertigprodukten betrachten, die in ihren technologischen Prozessen verwendet werden.

Ein günstiges Investitionsklima, ein stabiler Rechtsrahmen, die Unterstützung durch die Regierung, die notwendige Infrastruktur für die Bergbau- und Hüttenindustrie sowie qualifiziertes Personal bei niedrigen Arbeits- und Energiekosten machen Usbekistan zu einem sehr attraktiven Investitionsstandort. Michael Harms bringt es auf den Punkt: „Wir als Vertreter der deutschen Wirtschaft beobachten die Entwicklung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Usbekistan und Deutschland mit großem Interesse und sind sehr zufrieden damit. Wir verzeichnen ein starkes und sehr positives Wachstum nicht nur im bilateralen Handel, sondern auch bei den deutschen Investitionen in Usbekistan. Dies alles ist dem klaren und strategischen Kurs der Wirtschaftsreformen der usbekischen Führung zu verdanken. Deutsche Investoren begrüßen alle diese Reformen, die auf die Liberalisierung der Wirtschaft und die Schaffung eines günstigen Geschäftsklimas abzielen.“

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Quelle: ots

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